DIE NEUROLOGISCHEN EBENEN

Was sind die neurologischen Ebenen nach Robert Dilts?
Aufbauend auf den früheren Entwicklungen durch Gregory Bateson, hat Robert Dilts 1990 das Modell der „logischen Ebenen“ eingeführt. Aufgrund der unterbewusst ablaufenden Prozesse können wir das Ganze auch mit dem Begriff „die neurologischen Ebenen“ bezeichnen. Der bekannte NLP Coach und leider erst kürzlich verstorbene Freund von mir, Bernd Isert, vervollständigte die neurologischen Ebenen durch die Ebene der „Zugehörigkeit“. NLPler sehen das Gehirn, wie praktisch jedes biologische oder soziale System, in Form von Ebenen organisiert. Sie haben die Vorstellung, dass unser Gehirn Denk- und Verhaltensprozesse auf verschiedenen Verarbeitungsebenen vollzieht. Unser Denken, unsere persönlichen Erfahrungen, unsere Veränderungen laufen demnach auf unterschiedlichen Ebenen ab. Das ist auch der Grund, weshalb verschiedene Ebenen des Denkens und des Seins existieren. Wenn wir unser Denkorgan verstehen oder Verhaltensweisen verändern wollen, müssen wir uns mit diesen unterschiedlichen neurologischen Ebenen befassen. Ähnliche Strukturen existieren auch innerhalb des Systems eines Unternehmens, in welchem es verschiedene Organisationsebenen gibt. Aus psychologischer Sicht scheint es fünf bzw. sechs Ebenen zu geben, mit denen wir am häufigsten arbeiten.
Die Umgebung
Zu dieser ersten Ebene gehört alles, was sich außerhalb eines Menschen abspielt und im Bereich unserer Sinneswahrnehmung passiert. Alles, worauf wir reagieren und Einfluss nehmen, z. B.: Umgang mit Menschen, Pflanzen, Wetter, Wohnungseinrichtung, Kleidung etc. Fragen hierzu sind: „Wo passiert was?“ – „Wer macht was?“
Das Verhalten
Gemeint ist hier die Aktivität und die Reaktion, die in der zuvor erwähnten Umgebung stattfindet und gelebt wird. Es geht also um unsere eigenen Handlungen. Fragen aus diesem Bereich sind: „Was mache ich?“ – „Was tue ich in meinem äußeren Verhalten?“
Die Fähigkeiten
Bei der dritten Ebene geht es um die einzelnen Schritte, die zum konkreten Verhalten führen (auch Strategien genannt). Mit anderen Worten: es geht darum, Vorraussetzungen zu schaffen, die Dinge richtig zu machen. Der Fokus liegt also auf der Effizienz. Fragen in diesem Bereich sind z. B.: „Welche Fähigkeiten benötige ich, um das Verhalten anzuwenden?“ – „Wie mache ich es?“
Glauben/Werte
Geben Auskunft über die eigenen Überzeugungen, Ursache-Wirkungs-Muster (wenn-dann), treibenden Kräfte, persönlichen Werte und Grenzen. Hier geht es eher darum, herauszufinden, die richtigen Dinge zu machen. Demnach hinterfragen wir hier eher den Effekt. Fragen hierzu sind: „Weshalb mache ich das?“ – „Wofür tue ich es?“
Die Identität (Persönlichkeit)
Hier, auf der fünften Ebene, geht es um die individuelle Identität und Rolle, die wir uns in diesem Zusammenhang selbst zuordnen. Also schauen wir hier auf uns selbst und definieren uns als Individuum und formen damit unser EGO. Für diesen Bereich typische Fragen sind: „Wer bin ich?“ – „Welche Identität habe ich?“ – „Welche Persönlichkeit will ich sein?“ – „Wie sehe ich mich als Person?“
Die Zugehörigkeit (Spiritualität)
Diese oberste Ebene erfasst den Menschen als Ganzes. Sie ist die „Quelle“, aus der wir unsere Kraft schöpfen. Hier geht es letztlich um unsere individuelle Verbindung zur Quelle. Ob wir diese Quelle Gott, Qi, Dharma, Mutter Erde oder sonst wie nennen, ist letztlich egal. Menschen, die zu dieser Ebene einen Zugang haben, leben für etwas, was größer ist als sie selbst. Fragen sind: „Wozu bin ich hier?“ – „Wohin gehöre ich?“ – „Was ist meine Mission?“
Wirkungsweise der neurologischen Ebenen
Wenn nun ein Mensch mit einer Herausforderung konfrontiert ist, so möchte er vielleicht wissen, ob dieses Problem durch seine äußere Umgebung hervorgerufen wird oder ob es zustande kommt, weil er nicht über die spezielle Art von Verhalten verfügt, die jene Umgebung erfordert. Beruhen seine Schwierigkeiten darauf, dass er nicht die sachgemäße Strategie oder Landkarte entwickelt hat, um jenes Verhalten zu produzieren? Mangelt es ihm möglicherweise an einer Überzeugung oder hat er einen Glaubenssatz verinnerlicht, der im Widerspruch zu seinem Leben oder zu seinen Zielen steht? Und schließlich: Gibt es eine Störung auf der Ebene der Identität, des gesamten Systems? Dies sind für jeden, der im Bereich der Vermittlung von Fähigkeiten (des Lernens), der Kommunikation oder der Verhaltensveränderung arbeitet, sehr wichtige Differenzierungen.
Wichtig!
- Alle Ebenen hängen voneinander ab und beeinflussen sich gegenseitig.
- Jede Ebene verwaltet, lenkt und bestimmt die nächst niedrigere Ebene und wird auch von ihr beeinflusst.
- Veränderungen auf einer Ebene bewirken notwendigerweise auch Veränderungen auf der nächst niedrigeren Ebene, was sich zwangsläufig bis zur untersten Ebene erstreckt.
- Tiefere Ebenen können zwar auf der nächst höheren Ebene Veränderungen auslösen, müssen es aber nicht.
- Ähnliche Beziehungen und Auswirkungen der logischen Ebenen wie beim Individuum existieren auch in jedem lebenden menschlichen System (Familie, Arbeits-Team, Firma).
Die neurologischen Ebenen können z. B. eingesetzt werden bei:
- Unternehmenszusammenschlüssen
- Teamkonflikten
- Ehestreitigkeiten
- Widersprüchen innerhalb der eigenen Persönlichkeit
um eine Situation zu klären (z.B. auch im Nachhinein für sich selbst).
Jede Ebene bestimmt, welche Veränderungen auf der unter ihr liegenden Ebene möglich sind. Ein Problem kann folglich in der Regel nur auf einer höheren Ebene gelöst werden, als auf derjenigen, auf der es auftritt. Es ist z. B. wenig sinnvoll, ein anderes Verhalten zu trainieren, wenn auf einer höheren Ebene der Glaubenssatz besteht „es ziemt sich nicht für mich, das zu tun“.



