
REFRAMING – EINEN NEUEN RAHMEN SETZEN
Reframing – die Kunst, einen Rahmen zu setzen
Was bedeutet ein heftiger Regenguss? Schlechte Nachrichten, wenn du draußen ohne Regenmantel herumläufst. Gute Nachrichten, wenn du ein Landwirt bist und vorher eine große Trockenperiode herrschte. Schlechte Nachrichten, wenn du der Gastgeber einer Gartenparty bist. Gute Nachrichten, wenn dein Cricketteam kurz vor dem Verlieren steht und das Spiel abgepfiffen wird. Die Bedeutung eines jeden Ereignisses hängt von dem Rahmen ab, in den du es stellst. Wenn du den Rahmen wechselst, wechselst du auch die Bedeutung. Wenn sich die Bedeutung verändert, verändern sich auch deine Reaktionen und Verhaltensweisen. Die Fähigkeit des Reframing, des Rahmenwechselns und Umdeutens, gibt dir größere Freiheit und Wahlmöglichkeiten. Metaphern sind Kunstgriffe zum Reframen, zum Umdeuten. Es gibt dieses wohlbekannte Beispiel eines Mannes, der nachts aufwachte und fühlte, wie das scharfe Ende einer rostigen Sprungfeder seiner alten Matratze in seinen Rücken bohrte. Welchen möglichen Nutzen konnte eine alte Matratzenfeder haben – außer dem, ihn des Schlafes zu berauben? Er deutete sie in einen stilvollen Eierbecher um und gründete eine erfolgreiche Firma auf der Grundlage dieser Idee.
Reframing ist keine Methode, die Welt durch eine rosarote Brille zu betrachten, sodass alles „wirklich“ gut ist. Probleme verschwinden nicht von selbst, man muss immer noch daran arbeiten. Aber je mehr Möglichkeiten du hast, sie zu betrachten, desto leichter können sie gelöst werden. Deute die Dinge um, um den möglichen Gewinn zu sehen und stelle Erfahrungen in einer Art und Weise dar, die dich unterstützt, deine eigenen Ziele und die Ziele, die du mit anderen gemeinsam hast, zu erreichen. Du bist nicht frei, wenn du dich von Kräften jenseits deiner eigenen Kontrolle getrieben siehst. Reframe es, sodass du Raum gewinnst, um dich zu bewegen. Beim Reframing wird im NLP von folgenden Vorannahmen ausgegangen:
- Jedes Verhalten ist in irgendeinem Kontext sinnvoll.
- Jedem Verhalten wird irgendeine Bedeutung zugeschrieben.
- Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht.
Kontext-Reframing
Im Kontext-Reframing ist die Vorannahme, dass jedes noch so problematisch erscheinende Verhalten in irgendeinem Rahmen bzw. Kontext sinnvoll ist. Bei diesem Modell wird das alte, unerwünschte Verhalten in eine andere bzw. neue Situation transportiert, in die es passt. Für die Ausgangssituation wird dann ein neues, adäquates Verhalten entwickelt. Hier erfolgt die Veränderung vor allem über die Veränderung des Kontextes, des äußeren Rahmens.
Funktioniert bei
- „Ich bin zu …“
- „Ich wünschte, ich könnte damit aufhören …“
Stattdessen
- „Wann wäre dieses Verhalten nützlich?“
- „Wo wäre dieses Verhalten eine Ressource?“
Anwendung
Kindererziehung. Ein Kind will jedes erdenkliche Verhalten ausprobieren. Die Eltern sollten ihm dabei helfen, Kontexte zu finden, in denen das jeweilige Verhalten nützlich ist.
Beispiele
- „Ich bin zu ruhig.“ (wenn ich mit einer Partnerin zusammen bin)
- Reframe: „Ich kann gut Kunden zuhören.“ (bei Kundengesprächen)
- „Ich wirke auf andere zu langweilig.“ (bei Präsentationen)
- Reframe: „Langweilig wirken ist ein gutes Verhalten, um ungebetene Gäste loszuwerden.“ (wenn Gäste um 02:00 Uhr immer noch nicht gegangen sind)
Bedeutungs-Reframing
Der Inhalt einer Erfahrung ist alles, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest. Die Bedeutung kann alles sein, was du möchtest. Im Bedeutungs-Reframing wird für ein als problematisch erlebtes Verhalten (oder Zustand) eine andere, passendere Bedeutung gefunden.
Funktioniert bei
- „Immer wenn X passiert, reagiere ich mit Y!“
- „Wenn ein Abgabetermin naht, bekomme ich Panik.“
Mit einem solchen Erleben und Denken nehmen sich die Menschen die Möglichkeit, etwas zu tun, um das eigene Erleben zu verändern. Das Bedeutungs-Reframing hebt den kausalen Zusammenhang zwischen X und Y auf, indem es X in einem anderen Zusammenhang betrachtet. Damit wird für den betreffenden Menschen eine andere Reaktion auf X möglich als nur gerade Y.
Stattdessen
- „Was könnte dies noch bedeuten?“
- „Was ist der positive Wert dieses Verhaltens?“
- „Wie könnte ich dieses Verhalten noch beschreiben?“
Anwendung
Vorgesetzte, denn ein guter Vorgesetzter kann damit sehr viel zur Motivation seiner Mitarbeiter beitragen. Außerdem für Lernprozesse und in der Therapie. Hier kann der negativ erlebte Persönlichkeitsteil ohne Reframing gar nicht bearbeitet werden, da er sonst verdrängt oder abgespalten bleibt.
Beispiele
- „Ich fühle mich entsetzlich, weil mein Chef mich dauernd kritisiert.“
- Reframe: „Mein Chef beachtet mich und meine Arbeit und mag mich so sehr, dass er mir helfen will, mich zu verbessern.“
- „Meine Kinder rennen dauernd herum und machen einen großen Lärm und eine riesige Unordnung.“
- Reframe: „Es befriedigt mich sehr, zu sehen und zu hören, wie lebensfroh und spontan meine Kinder sind und nicht so verklemmt wie (viele) Erwachsene.“
Verhandlungs-Reframing
Im Verhandlungs-Reframing fließen sowohl das Bedeutungs-, als auch das Kontext-Reframing mit ein. Auch hier ist die Vorannahme, dass es sich um ein sinnvolles Verhalten handelt (Bedeutungs-Reframing), das jedoch unkoordiniert abläuft, da sich hier zwei Teile miteinander im Konflikt befinden. Du kennst das sicherlich, dass man sich zwischen zwei Dingen nicht genau entscheiden kann. Einerseits würdest du z.B. gerne ins Kino gehen, andererseits lieber zu Hause bleiben. In diesem Fall spricht NLP von zwei Teilen, die verschiedene Absichten haben. Lade diese Teile ein, sich zu versöhnen. Über die Kommunikation der Teile untereinander werden hier letztlich neue Situationen/Rahmenbedingungen geschaffen (Kontext-Reframing), die es beiden Persönlichkeitsanteilen ermöglichen, ihre gute Absicht auf eine bessere Art und Weise zu erfüllen. Verhandlungs-Reframing wird erfolgreich in Situationen bzw. bei Aussagen angewandt wie z. B.:
- „… einerseits ……. andererseits … .“
- „Zwei Seiten in mir drin (zwei „Teile“) sind in einem Konflikt und stören sich gegenseitig. Immer, wenn ich X tue, stört mich Y und umgekehrt.“
- „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“
Beispiel
- „Teil“ X: Ich reise in den Ferien nach Portugal und will mich eigentlich ordentlich ausruhen. Dies ist schließlich die einzige Zeit im ganzen Jahr, in der ich das tun kann und nichts anderes tun muss.
- „Teil“ Y: Wenn ich schon nach Portugal reise, dann will ich so viel wie möglich herumkommen und Sehenswürdigkeiten besichtigen. Schließlich bin ich nicht jedes Jahr hier. Ausruhen kann ich, wenn ich wieder zu Hause bin.
Das Ende vom Lied:
Ruhe ich mich ordentlich aus, so sagt es dauernd in mir drin: „Du verpasst alle deine Chancen, Portugal wirklich kennen zu lernen. Kein Mensch reist nach Portugal, nur um zu faulenzen. Das kannst du auch zu Hause.“
Reise ich herum und besichtige vieles, so sagt es dauernd in mir drin: „Du solltest dich besser ausruhen und erholen. Du wirst sonst erschöpft sein, wenn du zu Hause bist und wieder arbeiten sollst. Du hast dann deine Chance zur Erholung völlig verpasst.“
Sechs-Stufen-Reframing
Das Sechs-Stufen-Reframing ist ein Bedeutungs-Reframing. Die Vorannahme bei dieser Intervention ist, dass es sich hier um einen Persönlichkeitsanteil mit positiver Intention und unzureichenden Strategien zu seiner Umsetzung handelt. D. h.: Das Verhalten wird umgedeutet – es hat nämlich eine gute Absicht. Das schafft die Basis für die dann folgende Veränderungsarbeit: Jetzt werden neue, kreative Strategien zur Realisation der eigentlichen Intention gefunden. Angewandt wird der Six-Step-Reframe für Verhaltensformen, die das Bewusstsein gerne abstellen möchte, z. B.: Fingernägelkauen, Rauchen, Konzentrationsschwäche, usw.
Durch diese Technik, die mit verschiedenen Teilen der menschlichen Persönlichkeit arbeitet, wird A geholfen, seine Wahrnehmung zu erweitern, indem die Kommunikation auf unterschiedlichen Ebenen stattfindet: Auf der des Verhaltens und auf der Ebene der positiven Absicht, welche meist unbewusst hinter dem Verhalten steht. Diese Erkenntnisse auf der Bewusstseinsebene ermöglichen eine wirkungsvolle und andauernde Veränderung des unerwünschten Verhaltens. Da diese Technik auf verschiedenen Ebenen in die Persönlichkeit des Klienten eingreift, ist ein sauberer Ökologie-Check notwendig.
Beispiele
- „Ich möchte nicht mehr X tun.“
- „Ich möchte X, aber etwas hält mich davon ab.“
- Nicht Einschlafen können
- Konzentrationsprobleme
- unerwünschte Gefühle
- unangemessenes Aufbrausen
- Unfähigkeit, „Nein“ zu sagen
- Magenschmerzen, Migräne, allergische Reaktionen, Rückenschmerzen und andere psychosomatisch bedingte Symptome
All dies hängt eng verwoben auch mit dem Teilemodell im NLP zusammen.



